Gewinne in guten wie in schlechten Märkten?
Warum das „Short-Selling“ der Hedgefonds oft nicht den gewünschten Erfolg bringt
- 25. März 2019
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Ziel von Hedgefonds ist es, anhand richtiger Vorhersagen Gewinne zu erzielen. Und zwar unabhängig davon, ob sich die Märkte nach oben oder nach unten bewegen. Dabei helfen sogenannte Leerverkäufe. Dies ist riskant, da gängige Methoden zur Risikobegrenzung signifikante Verluste erzeugen können, egal ob die Vorhersagen richtig oder falsch sind.
Dies soll hier an einem praktischen Beispiel verdeutlicht werden:
Anfang 2007 erwartet ein Hedgefonds Manager, dass Goldman Sachs (GS) sich besser entwickelt als Morgan Stanley (MS). Also investiert er 100€ in GS und „shortet“ MS für 100€, d.h. er verkauft Aktien von MS, die er nicht hat, und geht damit eine Verbindlichkeit ein. Zu einem späteren Zeitpunkt muss er dieselbe Anzahl Aktien zurückgeben, notfalls indem er sie sich am Markt zum dann gültigen Preis kauft.
Dabei erscheint das "Shorten", bzw. der Leerverkauf von Aktien, zunächst rein mathematisch das Gegenstück zum Kauf von Aktien (sogenannte "long"-Positionen) zu sein.
Das greift zu kurz, wie das Beispiel zeigt:
Bis Ende 2018 hat GS 3 % und MS 29 % an Wert verloren. Die Vorhersage des Hedgefonds Managers war also richtig. Interessant ist nun zu sehen, wie viel Geld unser Hedgefonds-Manager damit verdient hat. Auf den ersten Blick nimmt man an, er hätte 29€ – 3€ = 26€ gewonnen.
Tatsächlich musste er einen Verlust von 24€ in Kauf nehmen. Dies entspricht fast einem Viertel der ursprünglichen 100€. Und dies trotz richtiger Vorhersage. Wie konnte das passieren?
Zur Klärung betrachten wir modellhaft die Käufe und Verkäufe des Hedgefonds Managers. Er startet mit 100€ bar.
Bar | Fa. GS | Fa. MS | Total |
---|---|---|---|
100€ | 100€ |
Er investiert 100€ in GS und „shortet“ MS für 100€, d.h. er verkauft nicht vorhandene Aktien von GS. In der Tabelle ist die Verbindlichkeit negativ und rot gekennzeichnet.
Bar | Fa. GS | Fa. MS | Total |
---|---|---|---|
100€ | 100€ | -100€ | 100€ |
Steigt nun der Wert von MS um 10€ auf 110€, steigt damit auch die Verbindlichkeit auf 110€. Der "Short" generiert einen Verlust von 10€. Jetzt deckt der Barbestand nicht mehr den Short ab.
Bar | Fa. GS | Fa. MS | Total |
---|---|---|---|
100€ | 100€ | -110€ | 90€ |
Um das Risiko eines Nachschusses zu minimieren, verkauft der Manager Anteile aus GS und kauft damit den „short“ teilweise zurück. Dies wird „Rebalancing“ genannt und der Manager führt es monatlich durch. Wenn man von Gebühren absieht, verändert es den Gesamtwert des Investments nicht.
Bar | Fa. GS | Fa. MS | Total |
---|---|---|---|
90€ | 90€ | -90€ | 90€ |
Sinkt MS nun wieder um 10€, liegt der Wert des Shorts nun bei 81,82€. Der Gesamtwert des Investments ist nicht wieder bei 100€, sondern nur bei 98,18€. Der Risikoschutz durch das Rebalancing hat fast 2 % des Wertes gekostet. Ist der Investor short, kann diese Risikobegrenzung teurer sein als erwartet.
Bar | Fa. GS | Fa. MS | Total |
---|---|---|---|
90€ | 90€ | -82€ | 98€ |
Was wäre passiert, wenn der Hedgefonds Manager die Sache andersherum festgelegt und Goldman Sachs „geshorted“ hätte? In diesem Fall Beträge der Verlust nicht 24€ sondern sogar 34€. Egal, wie sich der Hedgefonds-Manager in 2007 entschieden hätte, einen Verlust hätte er eingefahren.
Die genauen Zahlen sind im Artikel von Victor Haghani and James White von ElmPartners hinterlegt. Natürlich arbeiten Hegdefonds-Manager mit komplizierteren Systemen als in diesem Beispiel, dennoch verdeutlicht es die Probleme, die kurzfristige Investments mit sich bringen können.