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Warren Buffett empfiehlt ein Gedicht von 1865
Corona-Crash: Wenn die Kanonen donnern

Seit Ende Februar scheinen die Börsen im Corona-Fieber im Abwärtstrend. Viele Anleger erhalten Briefe von ihren Banken und werden über Verluste informiert. -25%, -30% seit Jahresbeginn. Was ist jetzt zu tun?

In den letzten Tagen wurde ich regelmäßig gefragt: „Ich investiere seit Jahren in diesen oder jenen Fonds bzw. ETF. Wegen der bereits eingetretenen signifikanten Verluste und der Unsicherheit, wie es mit dem Coronavirus weitergehen wird, weiss ich nicht, was mich machen soll! Alles Verkaufen? Abwarten?“ Natürlich ist in jedem Einzelfall die Situation anders, aber es gibt doch ein paar Ratschläge, die vielleicht helfen.

Niemand weiß, ob das Tal der Krise erreicht ist.

Morgen kann der DAX wieder 5% fallen oder 5% steigen. Ich erwarte jedoch noch einige Zeit hin und her. Auch ein weiteres Fallen der Kurse ist durchaus nicht unwahrscheinlich. Je mehr der Effekt des Coronavirus auf die Weltwirtschaft transparent wird. Wer jetzt verkauft, realisiert möglicherweise unnötigerweise Verluste.

Der Coronacrash hat bisher maximal 5 Jahre gekostet. 

Für alle langfristigen Investoren sind die Börsenentwicklungen und damit der Blick ins Depot sehr schmerzhaft. Dazu kommen z.T. noch Warnungen der Banken. Auf der anderes Seite aber sind die Kurse in den letzten Jahren sehr gestiegen. Der weltweite MSCI World Aktienindex ist heute auf einem Stand, den er erstmals vor circa 5 Jahren erreicht hatte. Der Coronacrash hat also maximal 5 Jahre gekostet. 

Ich bin sehr optimistisch, dass die Kurse sich wieder erholen werden.

Das wird nicht so schnell passieren, wie sie gefallen sind, sondern wohl mit mehr Zeit und erst, wenn die Menschen besser abschätzen können, was der Virus nun tatsächlich für die Wirtschaft bedeutet.

Jetzt leben Aktionäre von Dividenden.

Jeder, der auf ausschüttende Aktienfonds setzt, sollte nicht vergessen, dass die Ausschüttungen aus den Dividenden kommen. Dividenden sind zunächst vom Kurs unabhängig. Erst wenn Unternehmen ihre Dividenden reduzieren, wird sich die Ausschüttung verändern. Das heißt für Sie: Wenn Sie nicht dringend an die Substanz müssen, können Sie mit ähnlichen Ausschüttungen rechnen wie bisher. 

Unnötige Ausgaben heißt es derzeit zu vermeiden.

Wenn Sie kurzfristig Geld benötigen, sollten Sie prüfen, ob Sie weniger riskante Anlagen haben, die Sie zuerst anzapfen können. In Situationen wie derzeit wird klar, warum das Drei-Töpfe-Modell einen Bartopf in Höhe von drei Monatsgehältern vorsieht. Damit kommen Sie zumindest für das Erste über die Runden.

Schließlich: Wir Menschen können weder unsichtbare Gefahren wie Viren gut einschätzen, noch Schwankungen an Börsen. Wir sind dazu einfach falsch verdrahtet. Viele raten deshalb, jetzt nicht täglich aufs Depot zu schauen, um sich selbst nicht verrückt zu machen. 

Warren Buffett hat seinen Investoren wiederholt empfohlen, sich einige Zeilen des englischen Klassikers "If–" ans Herzen zu legen. Das Gedicht stellt die Gelassenheit dar, die in der viktorianischen Epoche als Tugend angesehen wurde und bis heute als eine typisch britische Eigenschaft gilt. Buffett aber spielt inbesondere auf vier Tugenden an: Treue, Geduld, Vernunft und Aufrichtigkeit:

If you can keep your head when all about you are losing theirs ...
If you can wait and not be tired by waiting ...
If you can think – and not make thoughts your aim ...
If you can trust yourself when all men doubt you ...
Yours is the Earth and everything that's in it.

Ich wünsche Ihnen allen die notwendige Treue, Geduld, Vernunft und Aufrichtigkeit für die kommenden Tage und Wochen ... und natürlich Gesundheit!


Der gesamte Gedichttext

IF –

If you can keep your head when all about you
Are loosing theirs and blaming it on you,
If you can trust yourself when all men doubt you
But make allowance for their doubting too;

If you can wait and not be tired by waiting,
Or, being lied about, don't deal in lies,
Or, being hated, don't give way to hating,
And yet don't look too good, nor talk too wise:

If you can dream – and not make dreams your master;
If you can think – and not make thoughts your aim;
If you can meet with Triumph and Disaster
And treat those two impostors as the same;

If you can bear to hear the truth you've spoken
Twisted by knaves to make a trap for fools,
Or watch the things you gave your life for, broken,
And stoop and build'em up with worn-out tools:

If you can make one heap of all your winnings
And risk it on one turn of pitch-and-toss,
And loose, and start again at your beginnings
And never breathe a word about your loss;

If you can force your heart and nerve and sinew
To serve your turn long after they are gone,
And so hold on when there is nothing in you
Except the will which says to them: "Hold on!"

If you can talk with crowds and keep your virtue,
Or walk with Kings – nor loose the common touch,
If neither foes nor loving friends can hurt you,
If all men count worth you, but none too much;

If you can fill the unforgiving minute
With sixty seconds' worth of distance run,
Yours is the Earth and everything that's in it,
And – which is more – you'll be a man, my son!

(Rudyard Kipling)

WENN –

Wenn du den Kopf bewahrst, ob rings die Massen
Ihn auch verlieren und nach Opfern schrein;
Dir treu sein kannst, wenn alle dich verlassen,
Und dennoch ihren Wankelmut verzeih'n;

Kannst warten du und langes Warten tragen,
Läßt dich mit Lügnern nie auf Lügen ein;
Kannst du dem Hasser deinen Haß versagen
Und doch dem Unrecht unversöhnlich sein:

Wenn du kannst träumen, doch kein Träumer werden;
Nachdenken – und trotzdem kein Grübler sein;
Wenn dich Triumph und Sturz nicht mehr gefährden,
Weil beide du als Schwindler kennst, als Schein;

Kannst du die Wahrheit sehn, die du gesprochen,
Verdreht als Köder für den Pöbelhauf;
Siehst du als Greis dein Lebenswerk zerbrochen
Und baust mit letzter Kraft es wieder auf:

Wenn du auf eines Loses Wurf kannst wagen
Die Summe dessen, was du je gewannst,
Es ganz verlieren, und nicht darum klagen,
Nur wortlos ganz von vorn beginnen kannst;

Wenn du, ob Herz und Sehne längst erkaltet,
Sie noch zu deinem Dienst zu zwingen weißt
Und durchhältst, auch wenn nichts mehr in dir waltet
Als nur dein Wille, der "Durchhalten" heißt:

Kannst du zum Volke ohne Plumpheit sprechen,
Und im Verkehr mit Großen bleibst du schlicht;
Läßt du dich nicht von Freund noch Feind bestechen,
Schätzt du den Menschen, überschätzt ihn nicht;

Füllst jede unerbittliche Minute
Mit sechzig sinnvollen Sekunden an:
Dein ist die Erde dann mit allem Gute,
Und was noch mehr mein Sohn: Du bist ein Mann!

(Rudyard Kipling; übertragen von Lothar Sauer)


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