
Mauern aus Zöllen – und ihre bröckelnde Wirkung
- 6. April 2025
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Was als Schutzmaßnahme gedacht ist, wird schnell zur wirtschaftlichen Zeitbombe: Warum Trumps Zölle nicht die USA retten, sondern ruinieren.
Historische Erfahrungen mit Zöllen
Ein prägnantes Beispiel für die negativen Auswirkungen von Zöllen ist der Smoot-Hawley Tariff Act von 1930. Dieses Gesetz erhöhte die Zölle auf zahlreiche Importgüter erheblich, was zu einem drastischen Rückgang des Welthandels führte. Zwischen 1930 und 1933 sank das weltweite Handelsvolumen um ein Drittel bis zur Hälfte, was etwa 3 bis 5 Prozent des weltweiten BIP entsprach. Diese protektionistischen Maßnahmen verschärften die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise erheblich.
Auch frühere Zollmaßnahmen hatten ähnliche negative Konsequenzen. Beispielsweise führte der McKinley-Tarif von 1890 zu einem sofortigen Anstieg der Inflation, was bei den Wählern auf große Unzufriedenheit stieß und dazu beitrug, dass die Republikanische Partei bei den Zwischenwahlen desselben Jahres 100 Sitze im Repräsentantenhaus verlor.
Wirtschaftliche Auswirkungen von Zöllen
Zölle erhöhen die Kosten für importierte Waren, was oft zu höheren Preisen für Verbraucher führt. Unternehmen, die auf importierte Rohstoffe oder Komponenten angewiesen sind, sehen sich mit steigenden Produktionskosten konfrontiert, die entweder an die Verbraucher weitergegeben oder durch Kostensenkungen, wie etwa Entlassungen, kompensiert werden müssen. Dies kann zu einer Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit und zu Arbeitsplatzverlusten führen.
Zudem können Zölle Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder nach sich ziehen, was den Exportsektor belastet und die Handelsbeziehungen verschlechtert. Ein solcher Handelskrieg kann die globale Wirtschaft destabilisieren und das Wirtschaftswachstum hemmen.
Moderne Herausforderungen und technologische Entwicklungen
In der heutigen globalisierten und technologisch fortgeschrittenen Wirtschaft sind viele Produktionsprozesse über Ländergrenzen hinweg integriert. Zölle können diese komplexen Lieferketten stören und die Effizienz der Produktion mindern. Zudem hat der technologische Fortschritt, insbesondere die Automatisierung, viele traditionelle Fertigungsjobs obsolet gemacht. Versuche, durch Zölle solche Arbeitsplätze zurückzubringen, ignorieren diese strukturellen Veränderungen und sind daher zum Scheitern verurteilt.
Was das für die Märkte heißt
Die Finanzmärkte haben prompt reagiert, mit einem neuen schwarzen Freitag. Auch wenn sie derzeit in freiem Fall sind, werden sie sich auch wieder erholen; das haben sie in der Vergangeheit auch gemacht. Und es hat schon Schlimmeres gegeben als unüberlegte, nicht nachvollziehbare und auf falschen Annahmen und Daten beruhende Zölle.
Wie Trumps „reziproke Zölle“ tatsächlich berechnet wurden
Die Trump-Regierung berechnete ihre sogenannten reziproken Zölle nicht auf Basis der tatsächlichen Zollsätze anderer Länder, sondern auf Grundlage des bilateralen Handelsdefizits. Die Zölle hängen insbesondere nicht von anderen Ländern erhobenen Zöllen oder anderen Handelshämmnissen ab. Die Formel lautete im Kern:
US-Handelsdefizit mit Land X Zollsatz = ---------------------------- Importe aus Land X
Das ergibt einen Zoll, der umso höher ausfällt, je größer das Handelsdefizit im Verhältnis zu den Importen ist. Der Minimalzoll lag global bei 10 %, egal wie klein das Defizit war.
Fazit
Die historische Evidenz und die wirtschaftlichen Analysen zeigen, dass Zölle selten die beabsichtigten positiven Effekte erzielen und stattdessen häufig zu wirtschaftlichen Nachteilen führen. Statt auf protektionistische Maßnahmen zu setzen, sollten die USA in Innovation, Bildung und Infrastruktur investieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft zu stärken.