Der größte Renditekiller privater Kapitalanlage
- 20. August 2015
- « Zurück
Kapitalanlage gibt es nicht zum Nulltarif. Banken, Broker, Fondsgesellschaften: Alle wollen leben und über Gebühren etwas an uns verdienen. Das ist Wirtschaft, und da ist nichts Verwerfliches dran. Auch der Staat will seinen Teil und erhebt Steuern auf unsere erwirtschafteten Renditen.
Anlagekosten und Steuern können/sollten im Rahmen der Gesetze optimiert werden. Und wir verbringen viel Zeit und Energie damit. Sicherlich hat diese Optimierung ihre Berechtigung. Hierzu aber vielleicht mehr in einem weiteren Post. Die Optimierung von Anlagekosten und Steuern geht aber am größten Problem der Kapitalanlage, dem größten Kostenblock und damit größten Renditekiller vorbei.
Der Größte Renditekiller sind wir selber. Der größte Renditekiller sind unsere Emotionen. Wir haben entweder Angst etwas Gewonnenes zu verlieren. Oder, wir haben Angst etwas, was andere haben, nicht zu bekommen. Und was machen wir dann auf Grund dieser Angst? Wir verkaufen viel zu früh, weil wir Angst haben unsere Gewinne zu verlieren! Wir kaufen viel zu spät, nachdem der Markt sich bereits positiv entwickelt hat und kurz nach unserem Kauf beginnt der nächste Abschwung an der Börse!
Angst als Triebfeder für falsche (Timing-)Entscheidungen ist nur ein Beispiel von vielen. Overconfidence, der Glaube selber bessere Entscheidungen treffen zu können als die Mehrheit der Marktteilnehmer ist ein weiteres Beispiel. Larry E. Swedroe hat ein ganzes Buch über 77 Anlagefehler geschrieben. Die meisten sind auf unsere Emotionen zurück zu führen.
Was aber tun? Wie können wir diese Anlagefehler umgehen? Es bedarf eines Systems. Der Harvard Professor und ehemalige Vice-Chairman von Goldman Sachs Robert S. Kaplan hat mir einmal gesagt: „Führung bedeutet zu entscheiden woran man glaubt und den Mut zu haben dementsprechend zu handeln.“ Warum führen wir uns also nicht selber etwas besser und entscheiden uns für ein System, an das wir glauben und handeln danach?
Das einfachste System, welches uns abhält unsere Angst in falsche Anlageentscheidungen münden zu lassen ist die Buy-and-Hold-Strategie. Investieren und in ein paar Jahren sehen, was daraus geworden ist. Diese Strategie ist die Einfachste, Günstigste und langfristig nicht die schlechteste.
Ein weiteres System kann sein zu investieren und in regelmäßigen Abständen lediglich die Gewichtungen der Anlage anzupassen. Es können aber auch beliebig komplexe Systeme sein, die uns helfen unsere eigenen Emotionen aus den Anlageentscheidungen heraus zu halten, da uns diese in den allermeisten Fällen nur Geld kosten.
Um den größten Renditekiller, nämlich uns, zu beseitigen müssen wir uns also individuell für ein System entscheiden. Wir müssen es verstehen. Und wir müssen uns daran halten. In dieser Beziehung ist Kapitalanlage nicht anders als Gesundheit. Mit weniger Essen, Alkohol und Rauchen sowie mehr Bewegung lebt man gesünder. Auch ein eher einfaches Konzept. Man muss es nur tun! Dies führt mich zum letzten Renditekiller, der in uns selber liegt: nicht zu Investieren.